Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!
Das Zitat Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor! ist einmal mehr eines aus Goethes Faust, mit dem man ausdrücken möchte, dass man trotz allem Wissen, doch in dieser spezifischen Sache keine Ahnung hat.
Erklärung, Bedeutung und Herkunft
Um das Zitat komplett zu verstehen und zu interpretieren muss man eine längere Passage des Faustmonologs gelesen haben. Es geht um das Wesen des Lebens und des Wissens. Wahre Weisheit kann nur erlangen, wer sowohl wissenschaftlich gebildet als auch lebenserfahren ist. Goethes Dr. Faust hat sein Leben der Wissenschaft verschrieben. Er hat mit Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie alles studiert, was man damals üblicherweise studieren konnte. Und doch fehlt ihm die Erfahrung im privaten Leben, von Spaß und in der Liebe. Genau daher ist er – auf diese Dinge bezogen – so klug als wie zuvor.
„Habe nun, ach! Philosophie,
Johann Wolfgang von Goethe
Juristerei and Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr’
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, dass wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel –
Dafür ist mir auch alle Freud‘ entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.“
Das Schöne an Goethes Werken, so auch hier, ist aber, dass es nicht nur eine Interpretationsmöglichkeit gibt. Vielleicht lest ihr noch etwas ganz anderes aus diesem Text und habt eine ganz andere Interpretation. Das ist völlig in Ordnung und ich wünsche euch viel Spaß beim Nachdenken.
Der Satz „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ stammt übrigens aus derselben Anfangssequenz wie auch „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube„.
Varianten
- Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!
- Da steh’ ich nun ich armer Tor, und komm mir recht bescheuert vor
Beispiele und Zitate
Ohne Goethe wäre die deutsche Sprache um viele Sprichwörter und Redewendungen ärmer. Speziell aus seinem Faust haben es besonders viele Zitate in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch geschafft. Hier könnt ihr einige davon nachlesen:
- Das also ist des Pudels Kern
- Da stellt sich mir die Gretchenfrage
- Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube
- Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich auch endlich Taten sehn!
Quellennachweis
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- Weitere Details: Wikipedia
- Textpassage aus Goethes Faust: Projekt Gutenberg