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Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht

Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht, ist in Deutschland ein doch recht viel zitierter Satz. Doch woher stammt er? Und hat er eine tiefere Bedeutung?

Erklärung, Bedeutung und Herkunft

Die berühmten geflügelten Worte entstammen dem Eingangsvers des vierundzwanzigsten Gedichts des Zyklus „Zeitgedichte“ von Heinrich Heine. Das Gedicht „Nachtgedanken“, welches 1843 geschrieben und 1844 veröffentlicht wurde, beinhaltet zwei Ebenen. Die eine, die private Ebene zeigt Heines Sehnsucht und auch Sorge um die Heimat in Form der Mutter und des Freundeskreises und die zweite Ebene, die politische Ebene, in der er die Zustände in Deutschland anprangert.

Heine verfasste das Gedicht im 12. Jahr seines Pariser Exils. Es ist durchdrungen von seiner Sehnsucht nach einem besseren, schöneren und gerechterem Deutschland. Heine war als politischer Autor aus Deutschland vertrieben, und als (getaufter) Jude vom Antisemitismus in Deutschland verfolgt. Seine Schriften waren in Deutschland ab 1835 verboten. Dies ist als Hintergrundwissen hilfreich, um das Gedicht zu verstehen.

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und Verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext.
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land!
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Seit ich das Land verlassen hab,
So viele sanken dort ins Grab,
Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.

Und zählen muß ich – Mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust – Gottlob! sie weichen!

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

Heinrich Heine

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Quellennachweis

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